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Fürst Igor

Hamburgische Staatsoper
Fürst Igor

Während Igor in den Krieg zieht, errichtet Schwager Galitzky (Rafał Siwek) ein Terrorregime.

Text: Sören Ingwersen | Foto: Forster

Alexander Borodins Oper „Fürst Igor“ ist ein selten aufgeführtes Juwel. Vielleicht sollte man besser sagen: Koloss. Wahre Chormassen bevölkern die Bühne der Staatsoper und preisen ihren Fürsten, den Andrzej Dobber mit klangmächtigem Bariton ausstattet. Regisseur David Pountney fesselt Igor – als bloße Projektionsfigur des Volks – das ganze Stück über an den Schreibtisch. Als er in die Hände des Khans Kontschak gerät, sogar im Wortsinn. In einem stacheldrahtumzäunten Rebellencamp der Polowzer lässt Kontschak (Tigan Martirossian, mit herrlich fundiertem Bass) die Gefangenen malträtieren – während einer Tanzvorführung (Choreografie: Renato Zanella).

In Igors Heimat sehnt sich derweil Veronika Dzhioeva als Jaroslawna nach ihrem Gatten und lässt ihren samtig leuchtenden Sopran so anrührend schmerzbeladen aufglühen, dass man sie als Star des Abends feiern darf. Ohnehin spart das Publikum nicht mit Szenenapplaus – auch für Rafał Siwek, der als Ekelpaket Galitzky in Abwesenheit seines Schwagers Igor die Macht an sich reißt und mit seinen Saufkumpanen ein Schulmädchen vergewaltigt. Drastische Bilder als Symbol eines menschenverachtenden Regimes.

Nach vier kurzweiligen Stunden: einhelliger Jubel, auch für die bestens aufgelegten Philharmoniker mit Simone Young am Dirigentenpult.

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