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Here lies Jeremy Troy

The English Theatre of Hamburg
Here lies Jeremy Troy

Papa muss wissen, was läuft: Tina (Isobel Wood, r.) sorgt auch telefonisch für Missverständnisse

Text: Sören Ingwersen | Foto: Stefan Kock

Jeremy Troy hat alles, was ein Mann sich wünschen kann: Ein geräumiges Haus, eine Frau, die ihn liebt, einen Chef, der ihn befördern möchte und – nun ja … einen Schulfreund, der genau im falschen Moment hereinplatzt und sein ganzes Leben zu zerstören droht. „Here lies Jeremy Troy“ heißt die Farce, mit der Regisseur Robert Rumpf seine fünf Schauspieler am English Theatre in ein irrwitziges Verwirrspiel vorgetäuschter Tatsachen schickt.

Ausgerechnet an dem Abend, an dem die Troys Jeremys Chef Sven Ivorsen zum Essen erwarten und Jeremy hofft, dass sein Gast ihm zum Geschäftspartner der Anwaltskanzlei ernennen wird, taucht ein Freund aus alten Studienzeiten auf. Der ebenso erfolglose wie ungenierte Kunstmaler Charles Bickle möchte sich wegen Zahlungsunfähigkeit für einige Zeit bei den Troys einnisten. Jeremy kann ihm diese Bitte nicht abschlagen, denn Charles ist Mitwisser eines dunklen Geheimnisses: Er weiß, dass Jeremy seinen Studienabschluss in Rechtswissenschaften gefälscht hat. Fliegt der Schwindel auf, fürchtet Jeremy, sowohl seine Frau als auch seine Arbeit zu verlieren.

Als dann plötzlich auch noch die junge Tina Winslow im Zimmer steht, die Bickle für ein Bild Modell stehen soll, die von Troys Ehefrau Kathryn aber für ein Callgirl ihres Mannes gehalten wird, nimmt das Chaos seinen Lauf. Kathryn verlässt wütend das Haus, woraufhin die völlig überforderte Tina als Ehefrau für Jeremy einspringen soll, um dem Vorgesetzten das Bild einer heilen Ehe vorzugaukeln. Es kommt, wie es kommen muss: Kathryn kehrt unerwartet zurück und wird kurzerhand zur rumänischen Prinzessin erklärt, was dem inzwischen eingetroffenen Sven Ivorsen großen Eindruck macht.

Wie lange wird Jeremy seiner Lebenslüge noch aufrechterhalten können? Bis zur Auflösung dieser Fragen muss der Hausherr noch viele Stressmomente überstehen. Die zahlreichen Türen des geräumigen Wohnzimmers von Bühnenbildner Mathias Wardeck bieten reichlich Gelegenheit für überraschende Auftritte, etwa wenn Debbie Radcliffe als Kathryn Troy ihren Mann und Tina bei nächtlichen Rangeleien auf dem Sofa ertappt. Isobel Wood warte als Tina nicht nur mit miserablen Kochkünsten auf, sondern heizt als naives Blondchen auch so manches Missverständnis an. Die Blauäugigkeit, mit der Alan Booty seinen Sven Ivorsen auftreten lässt, wirkt dagegen weniger glaubwürdig. Dass ausgerechnet ein Chefrechtsanwalt auf das haarstäubend improvisierte Theater hereinfällt, das man ihm hier vorspielt, ist dem Genre der Farce geschuldet. In der Rolle des Jeremy versucht James Walmsley zu retten, was zu retten ist, wobei man sich wünschte, er würde noch mehr an Haltung verlieren. Für die nötigen Turbulenzen sorgt an seiner Seite Stephen Chance als durchtriebener Kunstmaler Charly. So atmosphärisch dicht inszeniert und passgenau besetzt wie die Vorgängerinszenierung „Death Knell“ ist „Here lies Jeremy Troy“ nicht. Aber sehenswert ist diese unterhaltsame Komödie allemal.

Aufführungen bis 2. Februar 2019, English Theatre

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