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Internationales Sommerfestival 2014

BU:

Niedlicher Mikrofonschutz oder Topflappen mit Biss? Plüschige Aliens aus „The Season“!

Niedlicher Mikrofonschutz oder Topflappen mit Biss? Plüschige Aliens aus „The Season“!

Text: Dagmar Ellen Fischer | Foto: LP Maurice

Es gehört zu den renommiertesten Festivals Europas, und wir haben es direkt vor der Haustür: Das Internationale Sommerfestival. Dreieinhalb Wochen belegt es im August erneut das gesamte Kampnagelgelände, mit dabei sechs Deutschland- bzw. Europapremieren. Im frisch angelegten Avant-Garten schießen nicht nur neue Kunst-Pflanzen aus dem Boden, auch das „Kanalspielhaus Flora“ – die kleine alternative Schwester der unreifen Elbphilharmonie – lädt hier in Leichtbauweise kostengünstig zum Musikgenuss ein: Tom Stromberg inszeniert das rauschhafte Konzert um „Liebe, Drogen, Alkohol“ von Jan Plewka und Leo Schmidthals.
Wie ein Andersen-Märchen ohne Worte, stattdessen mit Puppen, Schauspielern und Musik erzählt werden kann, zeigen Chilly Gonzales und Adam Traynor zur Eröffnung mit „Der Schatten“. Als Musical für Menschen mit Sinn für anarchische Kindergeburtstage gilt „The Season“ von der kanadischen Truppe „Socalled“: Am ganzen Körper rothaarige Aliens entern einen Wald unseres Planeten – und prompt verliebt sich eins der Wuschelwesen in einen großen Grizzlybären …
Tänze in Zeiten der Kriege untersucht die ungarische Choreografin Eszter Salamon, und aus dem Material der vergangenen 100 Jahre baut sie das abendfüllende „Monument 0 – Haunted by Wars“. Michael Clark, Balletttänzer und Ex-Punk, erfindet dagegen zur Musik der Sex Pistols eigenwilligen Tanz mit anarchischem und britischem Witz.
Auch im theoretischen Teil des Festivals geht es um Körper, jene der Huren – oder Sexworkerinnen, wie sie politisch korrekt heißen – und um deren (Ver-)Ruf in Gesellschaft und Medien; in diesem Kontext wird die Ex-Prostituierte, Pornodarstellerin und Performerin Annie Sprinkle für einen Höhepunkt sorgen.
Uneindeutigkeit als Programm verfolgt Festivalleiter András Siebold. Das gilt sowohl für die Quellen, aus denen die beteiligten Künstler zwischen Buenos Aires und Tokyo schöpfen, als auch für die Mischformen der Präsentation: Grenzüberschreitende Formate zwischen Konzert und Schauspiel, Bildender und Körper-Kunst dominieren 2014.
6.–24.8., Internationales Sommerfestival, Kampnagel, Jarrestr. 20, Karten 5–38 Euro, Tel. 27 09 49 49, Programm: www.kampnagel.de

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