Text: Sören Ingwersen | Foto: Klaus Lefebvre
Mickrig sind die Opfergaben für den einst mächtigen Kriegsgott Jupiter. Nur die Reste vom kalten Büfett bieten ihm die Reisenden des Luxusdampfers an, auf den Regisseur und Choreograf Renaud Doucet die Handlung von Jacques Offenbachs „La Belle Hélène“ in der Staatsoper verlegt. Hélène, ungewöhnlich reif besetzt mit der US-amerikanischen Mezzosopranistin Jennifer Larmore, beklagt die schwindende Macht der Götter – und der Liebe. Verständlich, markiert Hélènes schwerfälliger Gatte Ménélas (Peter Galliard) doch gewissermaßen den Nullpunkt aller erotischen Regungen. Venus soll es richten und spielt Hélène den Schönling Pâris (Jun-Sang Han) zu, den die vernachlässigte Dame prompt mit Reitgerte und Handschellen zum Schäferstündchen bittet.
Wie bei „La Cenerentola“ im Jahr 2011 bringen Doucet und Ausstatter André Barbe auch mit der „schönen Helena“ ein buntes, poppiges, minutiös choreografiertes Spektakel auf die Bühne, das den Witz der Vorlage mit zündenden Einfällen und Kostümen der Flower-Power-Ära unterstreicht. Stimmlich eindrucksvoll, wenngleich nicht immer ganz intonationssicher: Tenor Jun-Sang Han als blondlockiger Herzensbrecher Pâris, von dessen Bühnenpartnerin Larmore man sich ein wenig mehr Strahlkraft gewünscht hätte. Während am Ende die zwölf Tänzerinnen und Tänzer viel nackte Haut zeigen und sich mit fetten Joints in den gefühlten Schwebezustand versetzen, entschwebt Hippie-Priester Pâris mit seiner neuen Braut in den Bühnenhimmel. Drei Stunden dauerte dieses Feuerwerk für Ohren und Augen, für das auch die Philharmoniker mit Gerrit Prießnitz am Dirigentenpult reichlich Applaus ernteten.
Weitere Aufführungen: 24.9, 28.9., 2.10., 5.10. u. 8.10., jeweils 19.30 Uhr (5.10.: 15 Uhr), Staatsoper
Karten 5–87 Euro, Tel. 35 68 68