Drehbühne / Größen von Gestern

Lola Müthel

Die Schauspielerin verstarb am 11. Dezember 2011
Lola Müthel

Lola Müthel als Gräfin Terzky in „Wallen­stein“ mit Bern­hard Minetti in der Titel­rolle (Ruhr­fest­spiele 1958)

Was geschah da in Frank­furt am Main, auf der Bühne der Kammer­spiele, lange Zeit vor den „68ern“? Dort fand unter der Leitung von Dieter Reible eine Probe statt, ich glaube es war „Virgi­nia Woolf“, auf der Szene zwei in ihrer schau­spie­le­ri­schen Quali­tät himmel­ra­gende Darstel­ler mit Namen Lola Müthel und Hans Cani­nen­berg (wie später zu erfah­ren, waren sie auch im Privat­le­ben ein Ehepaar mit Ecken und Kanten). In der soge­nann­ten 0-Gasse der linken Bühnen­seite ein Schau­spiel­an­fän­ger und Regie­as­sis­tent, dem – bevor er über­haupt selber auch nur einmal auf der Bühne gestan­den hatte – klar war, dieses künst­le­ri­sche Niveau werde er niemals erreichen …

Ja, Cani­nen­berg und Müthel, zwei Tita­nen der Menschen­dar­stel­lung auf der Bühne und vor der Kamera. Cani­nen­berg starb lange vor seiner Frau Lola, die in den letz­ten Tagen des Jahres 2011 in Gräfel­fing bei München, 92-jährig, der ewigen Nacht entgegenging.

Lola war ein Vulkan! Hoch­ge­wach­sen, rothaa­rig, eine Löwin! Eine Proben­fa­na­ti­ke­rin, die noch dann nicht müde wurde, wenn andere schon anfin­gen, ihren Text vor Müdig­keit zu verges­sen. Und sie war immer jung! Darüber hinaus für sämt­li­che Fächer einsetz­bar, die vor der Kamera oder auf der Bühne gefor­dert waren. Der Chro­nist hat sie zum ersten Mal als Gräfin Terzky erlebt; bei den Ruhr­fest­spie­len 1958 in Schil­lers „Wallenstein“-Trilogie (Insze­nie­rung: Hein­rich Koch). Er sah sie in der Regie des Frank­fur­ter Haus­herrn Buck­witz bei der Deut­schen Erst­auf­füh­rung des Musi­cals „Kiss me, Kate“ bril­lie­ren, erlebte sie als Grill­par­zer-Medea, wie sie nach ihr nie wieder erreicht wurde und drehte Nach­kriegs­filme an ihrer Seite, vornehm­lich unter Diet­rich Haugk, der zu den weni­gen Regis­seu­ren zählte, die die „Löwin bändi­gen“ konnten.

Bleibt zu hoffen, dass sie ihr profun­des Wissen um die große und tiefe Kunst der Menschen­dar­stel­lung an zahl­rei­che ihrer Schü­ler und Bewun­de­rer noch zu Lebzei­ten weiter­ge­ben konnte. I miss you, Lola!

Text: Hans-Peter Kurr
Foto: Archiv des Hambur­gi­schen Kulturkontors

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

*