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Macht Macbeth

Lichthof Theater
Macht Macbeth

Sehen so mord­gie­rige Könige aus? - Grup­pen­bild mit Krone

Text: Sören Ingwersen | Foto: G2 Baraniak

Wie ein bunter Haufen undis­zi­pli­nier­ter Aste­rix-Legio­näre stür­men die sech­zehn Darstel­ler auf die Bühne, stehen wacke­lig zusam­men­ge­drängt in einer Reihe, ange­strengt Haltung wahrend mit clow­nes­ker Ich-will-hier-weg-Mimik. Dass die Weih­nachts­pro­duk­tion „Macht Macbeth“ von Engelbach&Weinand im Licht­hof Thea­ter das titel­ge­bende mörde­ri­sche Shake­speare-Drama nur als Steil­vor­lage für einen fein choreo­gra­fier­tes Spiel mit viel Situa­ti­ons­ko­mik und Musik nutzt, ist vom ersten Moment an klar. Was geschieht, wenn man eine Horde unvor­be­rei­te­ter Darstel­ler ins kalte Wasser eines kano­ni­sier­ten Klas­si­kers schmeißt – diese Versuchs­an­ord­nung kostet Regis­seur Marcel Wein­and mit seinem Ensem­ble lust­voll aus. Wie aus heite­rem Himmel fällt ein üppi­ges Kontin­gent der gelben Reclam-Ausgabe des „Macbeth“ von der Bühnen­de­cke mitten in ein fried­voll ange­stimm­tes „Dona Nobis Pacem“, wenig später folgen die passen­den histo­ri­schen Kostüme. Wie das depri­mierte Kasten­brot Bernd in der Kika-Nacht­schleife werden die Darstel­ler nun per Lauspre­cher­an­wei­sung in die jewei­lige Szene einge­wie­sen, dann flam­men grelle Schein­wer­fer auf und es gibt kein Entrin­nen mehr für die verun­si­cher­ten Akteure in ihren comic­b­un­ten Stumpf­ho­sen. Man spielt auf Teufel komm raus, drängt sich im Kampf um die belieb­tes­ten Rollen im Wort­sinn in den Vorder­grund, drückt sich um allzu anspruchs­volle Passa­gen herum und kitzelt so jede Menge Komik aus den grup­pen­dy­na­mi­schen Prozes­sen einer Laien­spiel­gruppe. Und weil im „Macbeth“ fröh­lich drauf­los­ge­mor­det wird, müssen auch die Darstel­ler der Reihe nach dran glau­ben: Das sprich­wört­li­che Damo­kles­schwert ist hier eine Ansamm­lung von Sand­sä­cken, die nicht nur schwe­ben, sondern auch fallen – ziel­si­cher auf die Köpfe der Akteure, deren leblose Körper hier­nach von den Verblie­be­nen von der Bühne geschleift werden. Da kann auch der Hexen­trank nicht helfen, der – im Rahmen einer TV-Koch­show zube­rei­tet – mit Kröten­ein­ge­wei­den, fermen­tier­ten Mäuseau­gen und Jung­frau­en­blut nur bedingt auf probier­freu­dige Zuschauer trifft. Für eine wunder­bare musi­ka­li­sche Beglei­tung mit viel­fäl­ti­gem Instru­men­ta­rium sorgen bei diesem origi­nel­len Spek­ta­kel Eva Engel­bach und Ramón Lazzaroni.

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