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Meerschwein GbR

Traummaschine Inc. im Fundus Theater
Meerschwein GbR

Toxi­scher Spar­gel? Fluffi (Jochen Klüßen­dorf) und Schnuffi (Char­lotte Pfei­fer) im Meerschwein-Labor.

Text: Sören Ingwersen / Foto: Katrin Rieber

Was bauen die da bloß? Zwei merk­wür­dige Gestal­ten in oran­ge­far­be­nen Over­alls, mit langen Bärten und klei­nem Stum­mel­schwänz­chen stecken Metall­rohre zusam­men, stel­len Schein­wer­fer auf, fahren den Laptop hoch, der auf dem Roll­con­tai­ner mit dem Werk­zeug steht. Fluffi und Schnuffi haben Großes vor: Sie wollen als „Meer­schein GbR“ einen „Test­ser­vice für Gefah­ren aller Art“ ins Leben rufen und sich damit ihre Nüss­chen verdie­nen. Der erste Anru­fer weiß nicht, wie er heil über eine viel­be­fah­rene Straße kommen soll. Können die Meer­schweine helfen? Sie können.

Frei nach dem Motto „Wir wissen es nicht, wir probie­ren es aus“ lassen die hoch­am­bi­tio­nier­ten Start-up-Unter­neh­mer sich erst einmal Lösungs­vor­schläge von ihren schul­pflich­ti­gen Kunden geben, bevor sie selbst ihre Wackel­po­pos in Bewe­gung setzen und das Expe­ri­ment ange­hen. So finden sie im Selbst­test heraus, wie man unfall­frei eine Straße über­quert, wie man sich am besten verhält, wenn „Bulli, der Cola­kil­ler“ einen auf dem Schul­hof mobbt, oder wie man den Verzehr von Spar­gel ohne Beein­träch­ti­gung der körper­li­chen und seeli­schen Gesund­heit übersteht.

Mit seinem höchst amüsan­ten Stück über Problem­si­tua­tio­nen und wie man mit ihnen umge­hen kann, hält das Thea­ter­duo „Traum­ma­schine Inc.“ das Publi­kum ab 6 Jahren beim Kinder­thea­ter­tref­fen 2019 fast 90 Minu­ten lang bei Laune. Und auch erwach­sene Zuschauer haben ihren Spaß, wenn Jochen Klüßen­dorf und Char­lotte Pfei­fer – letz­tere führte auch Regie – den Spar­gel wie ein hoch­gif­ti­ges Substrat ins Reagenz­glas bugsie­ren, wenn sie die Erkennt­nisse ihrer Expe­ri­mente im locke­ren Rap-Stil vortra­gen oder sich kräf­tig in die Wolle krie­gen, weil Schnuffi die sauer verdien­ten Nüss­chen für einen Karton mit Spreng­stoff herge­ge­ben hat. Den können die beiden Nager, die einem im Laufe der Insze­nie­rung regel­recht ans Herz wach­sen, aber gut gebrau­chen. Denn als der Präsi­dent vom inter­na­tio­na­len Kata­stro­phen­schutz bei ihnen anruft, weil ein Meteor auf die Erde zurast, müssen die beiden auch noch mal kurz die Welt retten.

So führt diese putzige Geschichte einer unver­brüch­li­chen Freund­schaft am Ende sogar ins All, in einem Quader aus Metall­stan­gen, den die Meer­schweine zu ihrem „Jet Pack“, ihrem Raum­schiff erklä­ren. Würde die Meer­schwein GbR beim Lösen ihrer Fälle noch ein etwas straf­fe­res Tempo vorle­gen, könnte man diesem Start-up-Unter­neh­men eine große Zukunft prophezeien.

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