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Mit Kirschen Mäuse machen?

Kommentar zum "Obstgärtchen" des Theater Mär
Obstgärtchen

Gärt­ner Thomas (Peter Mark­hoff) sucht noch flei­ßige Erntehelfer

Text: Angela Dietz / Foto: Daniel Wolcke

Seit über 25 Jahren insze­niert das Thea­ter Mär Stücke für Kinder ab zwei, drei Jahren. Meis­tens drama­ti­siert die freie Gruppe lite­ra­ri­sche Vorla­gen, wie „Die Köni­gin der Farben“, „Oh, wie schön ist Panama“ oder „Gute Nacht, Gorilla“. Jetzt hat sie ein Brett­spiel aus dem Haba-Verlag auf die Bühne gebracht: „Das Obst­gärt­chen“. Auf Plakat und Flyer prangt das Logo des Spiel­zeug­her­stel­lers Haber­maaß GmbH (Haba). Macht das Thea­ter Mär damit Werbung für den Verlag?

Das mit 94 Millio­nen Euro Umsatz im Jahr 2013 über­aus erfolg­rei­che und sehr bekannte Unter­neh­men hat die Werbung eines freien, künst­le­risch erfolg­rei­chen Kinder­thea­ters sicher nicht nötig. Finan­zi­ell klamm sind dage­gen meist die freien Grup­pen. Für die Auffüh­rungs­rechte bekann­ter Erzäh­lun­gen und Bilder­bü­cher sind dage­gen Gebüh­ren zu zahlen, und die können mit bis zu zehn Prozent der Einnah­men, laut Peter Mark­hoff vom Thea­ter Mär, gepfef­fert sein. Ist kein Geld für die Produk­tion vorhan­den – durch fehlende Kultur­be­hör­den­för­de­rung oder Spen­der und Spon­so­ren – gilt es für jede Gruppe unter Umstän­den mona­te­lange Durst­stre­cken auszuhalten.

Warum werden dann keine eige­nen Stücke entwi­ckelt? Könnte man fragen. Dafür kann es zwei Gründe geben. Ein Stück schreibt sich nicht so schnell, und auch Autoren müssen essen und Rech­nun­gen bezah­len, ergo brau­chen sie Geld. Hört man sich in der Szene um, so heißt es zudem, die Kitas und insbe­son­dere die Schu­len seien in den vergan­ge­nen Jahren immer zöger­li­cher mit den Buchun­gen von Auffüh­run­gen freier Thea­ter­grup­pen gewor­den. Setzt man darauf, und das ist die Stra­te­gie des Thea­ter Mär, viel zu spie­len, ist man auf diese Einnah­men ange­wie­sen. Spielt man Titel, die Kinder und Pädago­gen kennen, hat man einen Vorteil bei den Buchun­gen. Ob eine freie Thea­ter­gruppe damit in den finan­zi­ell grünen Bereich gelangt, steht auf einem ande­ren Blatt.

Folg­lich wirbt das Thea­ter Mär mit einem bekann­ten Namen für sich, in diesem Fall mit dem Namen des Spiel­zeug­her­stel­lers. Tatsäch­lich ist es so, dass Haba für die Auffüh­run­gen keine Lizenz­ge­büh­ren verlangt, erklärt das Thea­ter Mär auf Nach­frage. Ursprüng­lich hatte Peter Mark­hoff den Verlag gefragt, ob er eine Produk­tion finan­zie­ren würde, aber eine abschlä­gige Antwort erhal­ten. Das Spiel „Obst­gar­ten“ verkaufte sich seit 1986 rund 2,5 Millio­nen Mal. So kam es zur „Gebüh­ren­be­frei­ung“. Dass Haba als Rech­te­inha­ber erwähnt sein möchte und muss, liegt auf der Hand.

In Zeiten von Cross­mar­ke­ting oder – mit Blick auf Kinder als Käufer von Produk­ten – von Unter­neh­men, die unter Nennung des Namens in Schu­len als Spon­sor oder Verkäu­fer von Unter­richts­ma­te­rial auftau­chen, ist dieser Werbe­aspekt beim Thea­ter Mär zu vernach­läs­si­gen. Ein Protest­schrei gegen Marke­ting in Schu­len wurde bisher nicht vernom­men. Und in den USA führt der neue Lego-Batman-Film die Kino-Charts an – zwei Gigan­ten, Warner Brothers und Lego, produ­zie­ren und vermark­ten gemein­sam –, ein Segment mit der Ziel­gruppe Kinder.

Über die künst­le­ri­sche Quali­tät einer Thea­ter- oder Film-Produk­tion sagen diese Formen des Marke­ting nichts aus. Frauke Rubarth und Peter Mark­hoff vom Thea­ter Mär sehen für sich eine künst­le­ri­sche Heraus­for­de­rung, ein Brett­spiel auf die Bühne zu bringen.

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