Text: Hans-Peter Kurr
Vor acht Jahren kam Klaus Schumacher mit Friedrich Schirmer, dem später so glücklosen Intendanten des Deutschen Schauspielhauses, vom Württembergischen Staatstheater, wo Letztgenannter zwölf Jahre lang glückvoll und erfolgreich künstlerisch gearbeitet hatte, an die Elbe. Der junge Schumacher wirkte fortan auftragsgemäß als Leiter des neu gegründeten „Jungen Schauspielhauses“. Ihm und seinem eigenen Ensemble gelang von der ersten Stunde seines Wirkens an ein Erfolg nach dem anderen. Und das aus dem tiefen Wissen heraus, dass Kulturgenuss nicht nur gehobene Freizeitgestaltung der Privilegierten ist, die von der Allgemeinheit bezahlt wird, dass Kultur niemals der Kosten-Nutzen-Prüfung unterworfen werden sollte. (Rechtlich gesehen gehört die Subventionierung der Theater zu den freiwilligen Aufgaben der Kommunen wie Parkbänke und öffentliche Büchereien. Daher beschließt ein Kulturausschuss den Kulturetat. Seine Mitglieder zu überzeugen, ist schwerer als Gewichte stemmen. D. Red.)
Wer heute mit Klaus Schumacher über acht Jahre seines Wirkens in der Hansestadt spricht und über die Zukunftsplanung im neuen Haus an der Gaußstraße, das zu Beginn der Spielzeit 2014/15 fertiggestellt sein soll, hört selbstverständlich auch Zahlen wie „200 Sitzplätze auf der Hauptbühne, noch eine weitere Bühne, Büros und Werkstätten etc.“ Wer ihm aber bei diesem Gespräch in die streng blickenden Augen schaut, entdeckt weit tieferes, konzeptionelles und daher weitaus interessanteres Wissen, das der Interviewer folgendermaßen subsummiert:
„Wir bieten hier einem Publikum, das sich tatsächlich aus allen Schichten und Altersgruppen speist, einen neuen Erfahrungsraum an. Zunächst für ein Jahr in einer provisorischen Spielstätte auf dem Campus in der Gaußstraße in Altona und ein Jahr später dann in einem Gebäude gegenüber, das hoffentlich die nächsten 50 bis 100 Jahre gilt. Der Anspruch für dieses Theater ist kein geringerer, als die Gegenwart zu spiegeln und diese als veränderbar zu begreifen. Allein um den durchökonomisierten und seelenverkäuferischen Programmen des Fernsehens und anderer moderner Medien etwas entgegen zu setzen, lohnt sich dieses Programm und Vorhaben, auch wenn mir bewusst ist, dass es ein Kampf gegen Windmühlen ist.“
Die Besichtigung des Neubaus (eher Umbaus) innerhalb eines bestehenden Gebäudes gegenüber den Thalia-Bauten, die sich dort bereits seit Jahren in Funktion befinden, zeigt denn auch, welch hohe Ansprüche (das gilt auch für alles Technische!) der künstlerische Leiter und sein Team an den neuen Spielort stellen, denn „der Betrieb auch des Jungen Schauspielhauses gliedert sich in die Bereiche ‚künstlerisch, administrativ und technisch‘. Die werden sich in Zukunft hier alle unter einem Dach befinden. Das ist sehr gut so, denn jede dieser Arbeitsfelder erfordert zwar eine Spezialausbildung, es darf aber behauptet werden, dass in keiner von ihnen die bloße Kenntnis oder das Vertrautsein mit der Materie genügt! Hier arbeiten Enthusiasten.“
Ein Gespräch mit einem Theatermann wie Klaus Schumacher, der dies nicht nur weiß, sondern auch täglich umzusetzen versucht, ist stets ein Vergnügen. Zumal, wenn jener berücksichtigt, dass auch Politiker wissen müssen, wie wichtig die kulturelle Integration unserer Gesamtgesellschaft ist: „Die Öffentlichkeit trägt uns nur weiter mit, wenn sie spürt, dass wir alle uns einsetzen für den wichtigen Gedanken, dass Kultur, speziell Theater, nicht nur verkaufsfördernd ist, sondern lebensnotwendig!“
Man kann Herrn Schumacher auch weniger glorreich in Erinnerung haben. Die Verleihung eines Bibel-Preises ist zumindest sehr, sehr, sehr fragwürdig… – Aber gut, Kinder- und Jugendtheater usw. etc. pp.. Ein ansonsten guter Artikel.