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The Bee Treasure

Kampnagel

The Bee Treasure

In den Händen der Kinder

Text: Birgit Schmalmack | Foto: Sarah Bernhard

Ein Show­raum der klei­nen Tiere öffnet sich hinter den Vorhän­gen. In Käfi­gen knab­bern sie, in klei­nen Höhlen verkrie­chen sie sich, auf Fotos zieren sie die efeu­berank­ten Wände. Acht Kinder haben sich zwischen ihnen einge­rich­tet. Sphä­ri­sche Musik umwabert sie. Wie sie, nehmen die Kinder sorg­sam Boden­kon­takt auf und erkun­den mit geschlos­se­nen Augen die Umge­bung. Sie krie­chen über den Boden, zwän­gen sich zwischen die Zweige des einzi­gen Baumes und kuscheln sich schließ­lich zusam­men in eine Ecke. Im Sitz­kreis imitie­ren sie die Tier­spra­chen, bis sie ihre eigene finden. Mit Fanta­sie­wör­tern schei­nen sie sich perfekt zu verständigen.

Dann nehmen sie geschickt die erste Bezie­hung zu den erwach­se­nen Zuschau­ern auf. Sie stel­len sich neben sie und imitie­ren sie. Doch dann wendet sich das Blatt. Den Erwach­se­nen werden Vogel­mas­ken aufge­setzt, die sie zu Blin­den machen. Nun sind sie ange­wie­sen auf die klei­nen Kinder­hände, die sie mit sanf­tem Druck führen. Sie dürfen in ihren „Secret Garden“, aller­dings nur gegen den Einsatz des Vertrau­ens. Die Kinder lenken die Erwach­se­nen. Als es durch die Tür in Kinder­höhe geht, wird sorg­sam der Kopf beschützt. Auf jede Uneben­heit im Boden weist die Kinder­hand mit behut­sa­mem Druck hin, bis man schließ­lich auf eine Bank gedrückt wird.

Ganz auf die Sinne des Hörens, des Tastens und des Riechens ange­wie­sen, versucht man die Geheim­nisse des Kinderd­schun­gels zu ergrün­den. Glocken­klänge, Trom­mel­schläge, Zirpen, Rascheln hört man. Winde wehen, Wasser plät­schert und gurgelt. Blüten­blät­ter purzeln herun­ter und Moos landet im Schoß. Es riecht nach Tannen­na­deln und Gras. Bienen­ge­summ mischt sich unter den atmo­sphä­ri­schen Sound­tep­pich, der in ande­ren Welten beför­dert. Zu gerne würde man unter der Maske durch­blin­zeln, doch kein Licht­strahl fällt hindurch. Erst als die Kinder ihre Besu­cher wieder außer­halb ihres Gartens vor die Vorhänge gebracht haben, nehmen sie ihnen die Augen­mas­ken ab. Ihr „Secret Garden“ wird ihr Geheim­nis blei­ben. Kurz­zei­tig durf­ten die Erwach­se­nen in ihm zu Besuch sein, aber nur zu den Bedin­gun­gen der Kinder.

Jeder ist ein Tänzer! Davon ist die Tanz­in­itia­tive Hamburg über­zeugt. Wieder einmal hat sie sich unter Leitung von Barbara Schmidt-Rohr der choreo­gra­phi­schen Arbeit mit Laien­tän­zern in einem gestal­te­ten Natur­raum gewid­met. Wie Pflan­zen sich lang­sam ihrer Umge­bung anpas­sen, so entwi­ckeln sich die Bewe­gun­gen der Tänzer, um neue Räume zu entde­cken. Dieses Mal geht die Tanz­in­itia­tive jedoch noch einen Schritt weiter: Selbst die Zuschauer werden zu „Tänzern“, die von den Kindern einfach mit auf ihre leise und span­nende Erkun­dungs­reise genom­men werden.

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