Highlight / Kinder & Jugend / Spurensuche 2014

Wer hat’s erfunden? Die Spurensuche-Teilnehmer!

Kinderjury, Schreibgruppe und Werkstätten präsentieren ihre Ergebnisse
Die Daniel Schneider Show

Zu „Die Daniel Schnei­der Show“ erstellte die Radio-AG der Euro­pa­schule Gymna­sium Hamm einen Hörfunkbeitrag

Text: Dagmar Ellen Fischer / Foto: Margaux Weiß

Das Beste zum Schluss. Am letz­ten Tag der „Spuren­su­che 12“ wurde gebün­delt gezeigt, was die Teil­neh­mer des Tref­fens in den voran­ge­gan­ge­nen vier Tagen „Alles nur erfun­den!“ hatten. Und so star­tete der Vormit­tag mit der Kinder­jury, die in unter­schied­li­chen Forma­ten die Thea­ter­stü­cke des Festi­vals reflektierte.

Einen Hörfunk­bei­trag erstellte die Radio-AG der Euro­pa­schule Gymna­sium Hamm über „Die Daniel Schnei­der Show“ vom Nürn­ber­ger Thea­ter Mumm­pitz für Zuschauer ab elf Jahren. „Daniel ist zwölf, und er hat einen Bruder in Afgha­ni­stan verlo­ren …“ begin­nen die jugend­li­chen Rezen­sen­ten ihre Kritik. Die Geschichte ist schnell erzählt – und dann folgt die Bewer­tung: Lob für die Schau­spie­ler und Grund­sätz­li­ches zum Thea­ter Mumm­pitz, das immer­hin seit 30 Jahren Kinder­thea­ter spielt.

Über „Jo im roten Kleid“ vom Thea­ter Trieb­werk wurde schrift­lich nach­ge­dacht, die Jung­schrei­ber verfass­ten indi­vi­du­elle Kriti­ken. Und beob­ach­te­ten neugie­rig das Publi­kum: „Ein Mann in Unter­wä­sche sorgte bei den weib­li­chen Zuschau­ern für Unruhe!“

Im Kinder- und Jugend­thea­ter vermit­telt sich eini­ges über das Wort, doch verdammt viel über Bilder. Weshalb auch bild­haft reflek­tiert werden kann. Und so erstell­ten Jugend­li­che zu drei der Thea­ter­stü­cke biogra­fi­sche, astro­lo­gi­sche und anato­mi­sche Karten! Die Schü­ler dach­ten sich, dass es keine bessere Bewer­tung geben könne, als den Thea­ter­ma­chern etwas Vergleich­ba­res zurück­zu­ge­ben. Und zum Stück „Ein Body­bild“ passt nichts besser als eine Anato­mie­zeich­nung, die gemein­schaft­lich gemalt wurde und klug beschreibt, was im Kopf und Körper der Thea­ter erle­ben­den Menschen passiert … Mit vergleich­ba­ren und doch ganz ande­ren Karten­zeich­nun­gen wurden auch die Stücke „Mutige Prin­zes­sin glück­los“ und „Ernesto Hase hat ein Loch in der Tasche“ belohnt und im wahrs­ten Sinn des Wortes bedacht – eine über­zeu­gende Alter­na­tive zur reinen Wortwelt.

Ein Bodybild

Anato­mi­sche Karte zum Stück „Ein Bodybild“

Doch auch die erwach­se­nen Teil­neh­mer der unter­schied­li­chen Work­shops woll­ten zeigen, womit sie sich während des Tref­fens beschäf­tigt hatten. Mit Metho­den zur Messung des „Guten Lebens mit Kindern“ hatte sich eine Gruppe beschäf­tigt. Kann man Mut, Frei­heit oder Offen­heit messen? Nein, aber die Selbst­si­cher­heit, die aus solchen Fakto­ren resul­tiert. Und die wiederum – so die augen­zwin­kernd vorge­tra­gene Behaup­tung – wirke sich auf den Atem aus, und Atem­vo­lu­men ist mess­bar. Und so stell­ten sich Frei­wil­lige zum demons­tra­ti­ven Beatmen einer trans­pa­ren­ten Scheibe zu Verfü­gung, auf der eine Skala Aufschluss über die Maßein­heit der aktu­el­len Selbst­si­cher­heit gab; jede der Test­per­so­nen wurde mit einer Diagnose sowie einem (nicht ernst gemein­ten) Rat entlas­sen. Andere origi­nelle Mess­ver­fah­ren beschäf­tig­ten sich mit der indi­vi­du­el­len Puste von Schü­lern im Verhält­nis zur Schwere der Schul­ta­sche; mit einem Kontakt­mess­ver­fah­ren unter beson­de­rer Berück­sich­ti­gung der Anwe­sen­heit von Freun­den, dem Einsatz von Schimpf­wor­ten sowie der Vertrei­bung von Lange­weile; und ein vier­tes Projekt entwi­ckelte ein Verfah­ren zum Messen von Sehn­sucht – unter Verwen­dung eines dehn­ba­ren Terra­ban­des und dem verstärk­ten Wahr­neh­men eines Ziehens in der Herz­ge­gend. Soweit, so unwis­sen­schaft­lich, dafür umso unterhaltsamer.

Schließ­lich präsen­tier­ten Nach­wuchs­künst­ler ihre Ergeb­nisse zu echten Heraus­for­de­run­gen: „Chall­enge“ hieß das neue Format, in dem sich drei Grup­pen aufre­gen­den Themen widmeten.

  1. „Wirr­wahr“ (Konzept: Lisa van Buren, Göttin­gen) beispiels­weise entpuppte sich als bühnen­rei­fes Spiel mit Worten, die ihren Platz inner­halb eines Satzes verlie­ren und unge­fragt an eine andere Posi­tion rücken müssen – womit sie den Sinn­zu­sam­men­hang entwe­der entstel­len oder einen neuen herstel­len. Damit das Ganze optisch für junges Publi­kum nach­voll­zieh­bar wird, rutschen und fallen magne­ti­sche Worte auf einer Tafel auf und ab, hin und her.
  2. Alles lebt, alles bewegt sich – ok, das ist nicht neu. Jede/r hat zu Hause mit Messer-Gabel-Löffel früher am Tisch Vater-Mutter-Kind gespielt, oder? Das ist deut­lich erwei­ter­bar: Auf eine Fami­lie aus elek­tri­schen Zahn­bürs­ten, die ihre eigene Gebrauchs­an­wei­sung nach­spielt, oder einen liegen­den Breit­maul-Toas­ter, der sich in eine Tasche verwan­delt, sobald sein Kabel über einer Schul­ter hängt. Hinter diesem Konzept der „Animi­xer“ stecken Laura Oppen­häu­ser und Tim Pförtner.
  3. Eine „E-Box“ entwi­ckel­ten Ariane Schwarz und Hannes Michl, für junge Erfin­der und solche, die es auf der Bühne (oder im Klas­sen­zim­mer) werden wollen. Hierzu trans­for­mie­ren sich die Mitma­cher mittels einer entstel­len­den Kopf­be­de­ckung zu Neuro­nen und Neuro­nin­nen. In verschie­dene Arbeits­grup­pen einge­teilt, gehö­ren sie entwe­der zur Hörrinde, zum Sehzen­trum, zur Geruchs­zen­trale, zum Tast­feld oder zur Geschmacks­ab­tei­lung – und gemein­sam bilden sie das ZDF, das Zentrum der Fanta­sie. Weil aber der Kopf­ki­no­pro­jek­tor nur noch verbrauchte, abge­nutzte Sinnes­ein­drü­cke liefert, müssen sämt­li­che Neuro­nen und -rinnen ausschwär­men, um frische Eindrü­cke zu sammeln. Als Teil der Hörrinde kann ich aus sinn­li­cher Betrof­fen­heit und erster Hand berich­ten, dass unser Organ sich für einen Becher schep­pern­der Kaffee­löf­fel entschied und damit den Kopf­ki­no­pro­jek­tor um frische akus­ti­sche Eindrü­cke berei­chert, wieder ganz nach vorne brachte.

Am Nach­mit­tag des letz­ten Tages, sozu­sa­gen als fina­les High­light, setzte sich dann die in einem der krea­ti­ven Work­shops entwor­fene und eigen­hän­dig gebaute Was-wäre-wenn-Maschine in Bewe­gung – aber das hätte man selbst gese­hen haben müssen …

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