Text: Tilla Lingenberg
Neulich war ich auf einer Veranstaltung mit dem Titel: „Die freie Szene Hamburg formiert sich“. Die Menschen dort umgab Herzenseifer für ihre Kunst, obwohl man eher bezugsfrei in dieser Szene arbeitet. Da sie sich in ihrem Beruf ehrsam zeigen und nicht Gram herbei seufzen wollten, meinten die Initiatoren des Treffens: Ein gemeinsamer Brief mehre Zusagen an Fördergeldern. Da man einzeln mit ganzem Feuer bisher wenig erreicht hatte, und nachdem auch beim Kultursponsoring Firmen Abzuege sehr konsequent durchhielten, hatten die Künstler im Februar emsige zehn Punkte herausgearbeitet (nachdem eine Umfrage siebzehn ergaben).
Die Hauptthese lautete: Was jedem Busfahrer geziemen würde, nämlich ein Mindestlohn, müsse auch für Künstler eingeführt werden, denn nur so könne man Berufes Ehrgeiz entwickeln und Ruhmes Farbe zeigen.
Als beim Formulieren der Forderungen in Form eines Mahnbriefes zu rege und kontrovers diskutiert wurde, stand eine Performance-Künstlerin auf und rief: „Leute, wir sind doch kein armes BH-Ungeziefer! Denkt doch nur nicht, dass wir auf so Briefe mehr Zusagen bekommen. Den Politikern sind wir so wichtig, wie denen ein Eisbaer-Furz genehm ist. So bekommen wir nur wieder eine miese Abfuhr. Grenze ist überschritten, wir lassen uns nicht länger von denen die Menge Haferbreis zuteilen, die die da im Rathaus für uns übrig haben.“ Setzend ergänzte sie resigniert: „Wenn ich nicht bald greifbar Muenze seh’, geh’ ich zu RTL als Rumba-Fernseh-Ziege.“
Einige kicherten, aber ich fand es mutig, dass sie sich nicht nur ihrem Seufzen ergab.