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Fliegende Bauten bauen ab und um

Geschäftsführer Guido Marc Gosch baut die Fliegenden Bauten ab

Geschäfts­füh­rer Guido Marc Gosch baut die Flie­gen­den Bauten ab

Text: Dagmar Ellen Fischer | Foto: Lea Fischer

Einma­li­ges Ange­bot: Gut erhal­te­nes Zelt zu verkau­fen! Für einen Camping­ur­laub indes ist das blaue Modell zu geräu­mig, das die Flie­gen­den Bauten seit zwölf Jahren bespie­len. Ende Mai ging das Musi­cal „Innen­ka­bine mit Balkon“ als letzte Vorstel­lung über die beson­dere Bühne an der Glacis­chaus­see. Denn die Flie­gen­den Bauten suchen ein neues, festes Zuhause.

Der Pacht­ver­trag zwischen Thea­ter­be­trei­ber und dem Bezirks­amt Mitte wurde 2012 nicht verlän­gert. Im Nutzungs­plan der Stadt ist das Grund­stück ohne­hin als „Grün­flä­che ausge­wie­sen“, und das soll es so bald wie möglich wieder sein: Die rund 3000 Quadrat­me­ter werden Teil der angren­zen­den Großen Wall­an­la­gen, die zu „Plan­ten un Blomen“ gehören.
Und wohin flie­gen die Bauten? „Wir haben ein Objekt gefun­den, das opti­mal passen würde. Aber noch ist nicht hundert­pro­zen­tig sicher, ob das finan­zi­elle Volu­men ausreicht, um das zukünf­tige Haus so bespiel­bar zu machen, wie es sein soll.“ Sagt Guido Marc Gosch, seit 18 Jahren den Flie­gen­den Bauten in unter­schied­li­cher Funk­tion verbun­den; zuletzt als Geschäfts­füh­rer, der nach einem vergeb­li­chen Rettungs­ver­such im Herbst 2012 Insol­venz anmel­den musste. Seit­her gilt es, den Scha­den zu begren­zen. „Und so lange wie möglich Einnah­men zu gene­rie­ren, um aus einem laufen­den Betrieb den Grund­stein für das neue Haus zu legen.“ In Altona soll der künf­tige Stand­ort sein, doch wo genau, will Gosch nicht verra­ten; noch gibt es archi­tek­to­ni­sche Details zu klären, bevor ein Miet­ver­trag unter­zeich­net werden kann. Doch die Gerüch­te­kü­che brodelt: Von den Zeise-Hallen ist die Rede, und zwar von jenem Trakt an der Frie­dens­al­lee, in dem bis vor weni­gen Mona­ten noch die Thea­ter­aka­de­mie Hamburg ihre Studen­ten ausbil­dete. Die Räum­lich­kei­ten mit ca. 2500 Quadrat­me­tern wären ideal, auch passt das Programm der Bauten als eher alter­na­ti­ves Thea­ter besser in diesen Stadt­teil. „Wir zeigen außer­ge­wöhn­li­che inter­na­tio­nale Produk­tio­nen am außer­ge­wöhn­li­chen Ort, Bühnen­stü­cke mit möglichst wenig Spra­che, in denen Musik und Artis­tik durch den Abend führen“. Oder, wie es Gosch mit den drei Ks auf den Punkt bringt: „Körper­kunst, Konzert, Klein­kunst“. Sascha Gram­mel spielte in den Bauten mit seinen Puppen, bevor er Arenen füllte, und „La Soiree“ zeigte im Thea­ter­zelt eine Show, die inzwi­schen im Sydney Opera House gastiert.
Mit dem soge­nann­ten Neuen Zirkus verfüg­ten die Bauten über ein Allein­stel­lungs­merk­mal in Hamburgs Thea­ter­land­schaft. Doch viel­leicht war genau das Insta­bil-Flie­gende des Zirkus­zelts nicht allen geheuer, Gosch mutmaßt: „Wir wissen von einer Hemm­schwelle des Publi­kums vor dem Erst­be­such im Zelt, weil wir nach außen viel­leicht wie ein konser­va­ti­ver Zirkus wirk­ten, der mögli­cher­weise falsche Erwar­tun­gen weckte.“ Das würde künf­tig in stabi­len Mauern anders sein. Blei­ben soll eine Bestuh­lung mit Tischen und ein extrem flexi­bler Bühnen­raum, der vom Boden bis zur Decke jede Ebene nutzt. „Wenn alles so klappt wie geplant, können die Bauten im Novem­ber 2014 mit einem spek­ta­ku­lä­ren Programm in neuer Spiel­stätte wieder­eröff­nen!“ Das Zelt jeden­falls wird nicht mehr gebraucht und ist ab sofort zu haben (Anfra­gen unter mm@die-bauten.de).

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