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Seins oder nicht seins

Shakespeare

Sohn eines Handschuhmachers aus der Provinz: William Shakespeare

Interview: Dagmar Ellen Fischer

Vor 400 Jahren starb das größte Genie des europäischen Theaters, William Shakespeare. Aber schrieb er die weltberühmten Dramen wie „Hamlet“ und „Othello“ wirklich allein? Am besten fragt man jemanden, der es sicher weiß: ihn selbst! Das Exklusiv-Interview mit einem Toten.

GODOT: Hi, Will! Wie ist das eigentlich so im Jenseits mit dem Nichtsein?
William Shakespeare: Ein Grabgewölbe, ein Knochenberg viel hundert Jahre alt, Großvater, Urgroßmutter, alle dort.

Das klingt nicht gut. Bist du eigentlich im Himmel oder …?
Wie sparsam ist der Himmel, bläst alle Lebenslichter aus. Wie Blei liegt schwer die Schlafsucht über mir, und doch: Ich will nicht schlafen …

Das trifft sich gut. Ich wollte dich nämlich fragen: Hast du dir diese tollen Ideen für die witzigen und blutrünstigen Dramen allein ausgedacht?
Das kranke Hirn will sein Geheimnis los sein an ein Kissen, das nichts hört.

Verstehe, deswegen musstest du vors Publikum damit. Aber krank waren deine Texte doch gar nicht, manchmal sehr drastisch, aber genau das mochten die Leute. Hast du eine obszöne Kostprobe parat?
Mercutio: Bei ihrer Korpulenz ists mir, als obs schon ständ. Da geht sie rauf und holt ihn runter, die Kupplerin.

Alles klar. Doch wirklich gefährlich war es nur, kritisch über Könige zu schreiben: Die Szene der Abdankung in deinem „Richard II.“ war ein Hinweis auf die Abdankung Elizabeths, die den Wink aber nicht verstehen wollte. Der Regisseur von „Richard II.“ wurde deswegen hingerichtet. Hattest du manchmal Angst vor den Konsequenzen deines Schreibens?
Man achtet kleiner Hunde Murren nicht, doch großes Zittern, wenn der Löwe brüllt.

Ok, du Löwe. Kommen wir zum persönlichen Part. Wie war eigentlich dein Verhältnis zu Frauen?
Man pflegt zu sagen, die beste Zeit, eine Frau zu verführen, sei, wenn sie sich mit ihrem Manne überworfen hat.

Deiner eigenen Frau Anne Hathaway hast du im Testament nur das zweitbeste Bett im Haus vererbt, was passierte mit dem besten?
… wirfs den Hunden vor. Ich brauch es nicht.

Es gab zu deiner Zeit häufig Streit unter Autoren, ihr habt euch gegenseitig Themen und Figuren geklaut – wie war deine Beziehung zu Konkurrenten wie Christopher Marlowe und Co.?
Was die betrunken macht, gibt mir Kraft, was die ersäuft, zündet mein Feuer an.

Was hältst du eigentlich von heutigen Theaterschreibern?
Die Pest auf all das ausgedachte höchstmoderne Didelimklimbim von magenkranken Schwächlingen, die jedes Wort süß parfümieren.

Kümmert es dich, was die sogenannte Nachwelt von dir denkt?
Wer morgen nach mir fragt, kriegt ’n Stein zur Antwort. Steht mein Name drauf. Das wars, da bin ich sicher. Jedenfalls, was diese Welt angeht.

Aber du bist der bedeutendste Dichter der Weltliteratur und mit rund vier Milliarden verkauften Büchern der allerbeste Besteller-Autor aller Zeiten, wusstest du das?
Bei meinem Arsch, das ist mir egal.

Alle Antworten von William Shakespeare stammen aus Übersetzungen seiner Dramen „Macbeth“, „Romeo und Julia“ und „König Heinrich V.“

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