Kritik

Gaudi statt Kritik
Highlight / Kritik / Schauspiel

Gaudi statt Kritik

„Leben und Erben“, Malersaal

Auf zwei Videoprojektionen an den Wänden des Malersaals läuft ein Mann (Stefan Haschke) zu Beginn der Uraufführung des Stücks „Leben und Erben“ von Oliver Kluck durch die HafenCity, ruft immer wieder: „Hallo! Ist irgendjemand da?“ In der ersten Szene stellt sich ein geldschwerer Hausbesitzer die Fragen, ob er ein Haus kaufen oder ob er es nicht kaufen soll. Auf beide Fragen antworten seine vier unterwürfigen Angestellten im Chor mit Ja. Alles klar. Es geht also um Immobilien, Spekulation und vereinsamte Szeneviertel. […]

Shakespeare nicht gewachsen
Highlight / Kritik / Schauspiel

Shakespeare nicht gewachsen

„Hamlet“, Theater an der Washingtonallee

Mal wieder „Hamlet“. Dieses Mal auf wenigen Quadratmetern, denn im Theater an der Washingtonallee, in dem Shakespeare-Kenner Horst Seidler jetzt die Tragödie um den Dänenprinzen inszenierte, befinden sich Bühne und Zuschauerraum in einem durchschnittlich großen Wohnzimmer. Da können Schauspieler auf Tuchfühlung zum Publikum gehen. […]

„Imperial“ mit Wallace weiter auf Erfolgkurs
Kritik / Schauspiel

„Imperial“ mit Wallace weiter auf Erfolgkurs

Zwei Männer trafen einander in einer kleinen Stadt des Bergischen Landes mit Namen Remscheid. Ihr Anziehungspunkt war derselbe: Das „Westdeutsche Tourneetheater“, damals der Bundesrepublik kleinste Tourneebühne mit einem wahrhaft bunten Programm. Auf dem Intendantenstuhl, von dem aus heute die Intendantin Claudia Sowa die Geschicke des Theaters leitet, saß zu jener Zeit der Abenteurer Joschi Jaschintzki, Erfüller fast aller Wünsche junger Regisseure und Schauspieler. […]

Wortmeldungen eines Zimmers
Kritik / Schauspiel

Wortmeldungen eines Zimmers

„Insektarium“, Thalia in der Gaußstraße – Garage

Mancher grüßt langjährige Freunde mit „na, du altes Haus“. Aber wer sagt schon zu seinem Haus, seiner Wohnung, seinem Zimmer: „Na, du alter Freund“? Dabei kann so ein Zimmer ein ganz schön empfindsames Wesen sein. Davon weiß Gert Jonke eine Geschichte zu erzählen. Und zwar sehr bizarr. Häufig lustig. Aber auch absurd, irritierend in seiner Verschrobenheit. In jedem Fall aber höchst unterhaltsam. […]

Großes Kino
Kritik / Schauspiel

Großes Kino

Nordwind-Festival, Kampnagel

Angst vor großen Emotionen hatte keiner der Künstler, die ihre Arbeiten im Rahmen des 10-tägigen Festivals „Nordwind“ auf Kampnagel präsentierten. Das bewiesen die Filme, Konzerte, Choreographien und Theaterstücke, die die Kuratorin Ricarda Ciontos ausgewählt hatte. […]

Versuchsanordnung am Nullpunkt
Kritik / Schauspiel

Versuchsanordnung am Nullpunkt

„±0 ein subpolares Basislager“, Kampnagel

Die Turnhalle steht seit je für den Ausnahmezustand. Hier wird trainiert, gestählt, geübt. Mitunter kommt es zu einer letzten Performance. Dann muss zuvor aber eine Katastrophe eingetreten sein, Sturmflut, Erdbeben, Flugzeugabsturz. In Christoph Marthalers subpolarem Basislager stirbt niemand. […]

Mit Speed zum Date
Kritik / Schauspiel

Mit Speed zum Date

„Shoppen“, Komödie Winterhuder Fährhaus

Sie alle rennen ihrem Glück hinterher und wollen es innerhalb von fünf Minuten dingfest machen, die fünf Frauen und fünf Männer aus dem Stück „Shoppen“ nach dem Erfolgsfilm von 2007. Die Bühnenfassung hatte kürzlich in der Komödie Winterhuder Fährhaus Premiere. […]

Chilenische Nazi-Sirene
Kritik / Schauspiel

Chilenische Nazi-Sirene

„Rosita Serrano – Und die Musik spielt dazu“, Monsun Theater

Wer Spanisch kann, ist klar im Vorteil. Etwa wenn man die Serrano fluchen hört, hervorragend von Judith Tellado Gonzalez gespielt und gesungen. Die erste Szene der Theater- und Musikproduktion von David Chotjewitz spielt in der Garderobe des Berliner Sportpalastes, als Rosita nach abgebrochenem Auftritt 1953 auf der „Nacht der Prominenten“ bei einem Pfeifkonzert zusammenbricht. […]

Warten auf den Wahnsinn
Kritik / Schauspiel

Warten auf den Wahnsinn

„Der nackte Wahnsinn“, Ernst Deutsch Theater

Was Sie schon immer über Theater wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten … erklärt (nicht Woody Allen, sondern) Michael Frayn: Der britische Autor erlaubt dem neugierigen Publikum in seinem bekanntesten Stück einen entlarvenden Blick hinter die Kulissen und zeigt, was Bühnenalltag wirklich ist, „Der nackte Wahnsinn“ nämlich!

Kritik / Schauspiel

Unterhaltsam an der Oberfläche

„Ein bisschen Ruhe vor dem Sturm“, Kammerspiele

Drei Schauspieler sitzen an einem Tisch. Alle drei haben einmal NS-Größen gespielt, zwei waren Hitler, einer Goebbels. Kurz vor Beginn einer Talkshow zu diesem Thema unterhält man sich darüber – und über Theater im Allgemeinen. Ist das von einer dominierenden Regiegestalt beherrschte Theater oder das moderne Regietheater das Nonplusultra?