Kritik

Wo ist der Fehler?
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Wo ist der Fehler?

„Das erste Mal“, monsun theater

Sie wartet. Er rennt auf die Bühne, kurvt um die 13 Fern­seh­mo­ni­tore herum, die dort stehen, und stürmt auf seine Ange­be­tete zu, einen Strauß roter Rosen in der einen Hand und einen zerknüll­ten Stadt­plan in der ande­ren. Die Begrü­ßung miss­lingt voll­kom­men. Entschul­di­gung, Entschul­di­gung, Entschul­di­gung! Irri­ta­tion auf beiden Seiten. Abschied. Sie lockt ihn zurück. Der Gedulds­fa­den reißt. Sie wird aggres­siv. Er ist verblüfft. Das perfekte erste Mal ist so rich­tig ins Wasser gefal­len. Weitere Anläufe schei­tern. Die Pläne gehen nicht auf. […]

Frei ist, wer frei ist
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Frei ist, wer frei ist

„Zweimal lebenslänglich“, Altonaer Theater

Elf Männer. Im Leben je ein Schick­sal, auf der Bühne immer ein paar zu viel. Aus Steven Kings Roman­vor­lage „Pin-up“ wird in der Insze­nie­rung von Axel Schnei­der im Alto­naer Thea­ter immer nur dann Thea­ter, wenn sich mindes­tens neun der elf Prot­ago­nis­ten gerade back­stage befin­den. Erst in der inti­men Konfron­ta­tion der Charak­tere wird nach­voll­zieh­bar, worum es in diesem Stück gehen könnte: um das eigene Leben, um Auto­no­mie, Würde und Frei­heit – und den Kampf darum. […]

Mit Melancholie zur Tat
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Mit Melancholie zur Tat

„Quijote. Trip zwischen den Welten“, Thalia Theater

Ein hohes Lied auf die Fanta­sie: Werdet alle Don Quijote! La Mancha ist Hamburg und euch stehen alle Möglich­kei­ten offen. Während drau­ßen vorm Thea­ter die Occupy-Bewe­gung neue Zelte aufschlägt, wird drin­nen ein verwand­ter Kampf gegen Wind­müh­len beschwo­ren – in einem Bühnen­bild, das stel­len­weise an die Buden drau­ßen vor der Tür erinnert. […]

Geld regiert die Welt
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Geld regiert die Welt

„Gethsemane“, Ernst Deutsch Theater

Wohl dem Thea­ter, das ein Stück über die Verqui­ckung von Poli­tik und Wirt­schaft spielt und eine Dreh­bühne hat. Diese Tech­nik eignet sich famos, um das ewige Karus­sell aus Macht und Einfluss, das Poli­tik und Wirt­schaft immer wieder unheil­voll zusam­men­führt, in ein beweg­tes Bild zu fassen. So dreht sich das Bühnen­bild derzeit im Ernst Deutsch Thea­ter Szene für Szene, denn auf dem Spiel­plan steht die deutsch­spra­chige Erst­auf­füh­rung von „Geth­se­mane“, einem Stück über eben dieses Thema von dem renom­mier­ten briti­schen Drama­ti­ker und Dreh­buch­schrei­ber David Hare.

Unterhaltung … mehr nicht!
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Unterhaltung … mehr nicht!

„Der grosse Gatsby“, Deutsches Schauspielhaus

Es ist nicht recht einseh­bar, welche Krite­rien die (inte­ri­mis­ti­sche) Leitung des Schau­spiel­hau­ses an der Kirchen­al­lee nach dem rüden Weggang des quali­täts- und maßstabs­be­wuss­ten Fried­rich Schir­mer bei der Auswahl ihrer Stücke und daraus entste­hen­der Produk­tio­nen leiten. Das läßt sich seit Beginn dieser ersten „Vertre­tungs-Spiel­zeit“ also mit tiefem Bedau­ern seit dem unver­steh­bar in einer Groß­kü­che ange­sie­del­ten „Cyrano“ konstatieren. […]

Beifall für Elternabend
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Beifall für Elternabend

„Frau Müller muss weg“, Winterhuder Fährhaus

Jessica, die Eltern­spre­che­rin, bringt es auf den Punkt und warnt vor Zwei­feln oder Kompro­miss­lö­sun­gen: Frau Müller muss weg! Zwar haben sich nur fünf Mütter und Väter der Klasse 4b zum Gespräch mit Frau Müller, der Lehre­rin ihres Nach­wuch­ses, zum abend­li­chen Gespräch im Klas­sen­raum einge­fun­den, der noch mit den Ergeb­nis­sen des letz­ten Herbst­pro­jek­tes geschmückt ist, doch die Entschei­dung, so die Eltern­ver­tre­te­rin, sei mit großer Mehr­heit gefällt worden. Es gehe nur noch darum, sie Frau Müller mitzuteilen. […]

Gaudi statt Kritik
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Gaudi statt Kritik

„Leben und Erben“, Malersaal

Auf zwei Video­pro­jek­tio­nen an den Wänden des Maler­saals läuft ein Mann (Stefan Haschke) zu Beginn der Urauf­füh­rung des Stücks „Leben und Erben“ von Oliver Kluck durch die Hafen­City, ruft immer wieder: „Hallo! Ist irgend­je­mand da?“ In der ersten Szene stellt sich ein geld­schwe­rer Haus­be­sit­zer die Fragen, ob er ein Haus kaufen oder ob er es nicht kaufen soll. Auf beide Fragen antwor­ten seine vier unter­wür­fi­gen Ange­stell­ten im Chor mit Ja. Alles klar. Es geht also um Immo­bi­lien, Speku­la­tion und verein­samte Szeneviertel. […]

Shakespeare nicht gewachsen
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Shakespeare nicht gewachsen

„Hamlet“, Theater an der Washingtonallee

Mal wieder „Hamlet“. Dieses Mal auf weni­gen Quadrat­me­tern, denn im Thea­ter an der Washing­to­n­al­lee, in dem Shake­speare-Kenner Horst Seid­ler jetzt die Tragö­die um den Dänen­prin­zen insze­nierte, befin­den sich Bühne und Zuschau­er­raum in einem durch­schnitt­lich großen Wohn­zim­mer. Da können Schau­spie­ler auf Tuch­füh­lung zum Publi­kum gehen. […]

„Imperial“ mit Wallace weiter auf Erfolgkurs
Kritik / Schauspiel

„Imperial“ mit Wallace weiter auf Erfolgkurs

Zwei Männer trafen einan­der in einer klei­nen Stadt des Bergi­schen Landes mit Namen Remscheid. Ihr Anzie­hungs­punkt war derselbe: Das „West­deut­sche Tour­nee­thea­ter“, damals der Bundes­re­pu­blik kleinste Tour­nee­bühne mit einem wahr­haft bunten Programm. Auf dem Inten­dan­ten­stuhl, von dem aus heute die Inten­dan­tin Clau­dia Sowa die Geschi­cke des Thea­ters leitet, saß zu jener Zeit der Aben­teu­rer Joschi Jasch­intzki, Erfül­ler fast aller Wünsche junger Regis­seure und Schauspieler. […]

Wortmeldungen eines Zimmers
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Wortmeldungen eines Zimmers

„Insek­ta­rium“, Thalia in der Gauß­straße – Garage

Mancher grüßt lang­jäh­rige Freunde mit „na, du altes Haus“. Aber wer sagt schon zu seinem Haus, seiner Wohnung, seinem Zimmer: „Na, du alter Freund“? Dabei kann so ein Zimmer ein ganz schön empfind­sa­mes Wesen sein. Davon weiß Gert Jonke eine Geschichte zu erzäh­len. Und zwar sehr bizarr. Häufig lustig. Aber auch absurd, irri­tie­rend in seiner Verschro­ben­heit. In jedem Fall aber höchst unterhaltsam. […]